Das Tor 8 steht für eintausenddreihundert Namen. Der “Ort der Namen” soll an alle Zwangsarbeiterinnen des KZ Außenlagers in Sömmerda erinnern. Jeder Stein steht für einen Namen.
Das Tor 8 steht für eintausenddreihundert Namen. Der “Ort der Namen” soll an alle Zwangsarbeiterinnen des KZ Außenlagers in Sömmerda erinnern. Jeder Stein steht für einen Namen.
Jedem Ziegel des Torgebäudes wird symbolisch ein Name zugeordnet, wodurch die Backsteinfassade zu einer großflächigen Namenswand würde. Mein Entwurf definiert das Tor selbst zum Erinnerungsmal und muss als solches gekennzeichnet werden.
Das Gebäude "Pforte 8" wird fast auf die Hälfte verkleinert und mittig in die bestehende Gebäudestruktur gesetzt. Das Abbild besteht aus 6 Metallplatten, die durch Winkelstücke miteinander verbunden sind. 6 große Flächen im Innenraum und weitere 8 Segmente davor, kopieren den Grundriss incl. der 2 Vordachsäulen. Diese rücken direkt an das eigentlichen Pförtnerfenster. Diese Flächen bestehen aus Aluminiumplatten. Es wird die Struktur der Backsteinmauer herausgeschnitten und die Namen der Opfer eingraviert. Die entstandenen Wandsegmente haben das gleiche architektonische Schema, wie das von außen sichtbare Fugenbild des Gebäudes. Das Muster des Ziegelmauerwerks wiederholt sich in der Gitterstruktur.
Zementfugen halten die Ziegelsteine des Gebäudes an Ort und Stelle. In der Installation formen metallische Fugen ein Gebäude aus Namen. Jedem Ziegel der Installation wird ein Name angetragen. Jeder fehlende Ziegelstein formt eine leere Hülle, formt ein reziprokes Gegenstück zu dem Ziegelstein der Außenhülle. Jeder einzelne "leere" Ziegelstein schafft einen Raum, den es zu ergründen gilt. Das historische Gebäude "Pforte 8" wird dekonstruiert, die Namen bleiben. Außen herum, schweigend, die authentische Hülle. Der Raum, welcher im Inneren der Pforte entsteht, ist fragmentarisch und schafft eine eigentümliche Distanz. Die Segmente der Installation knüpfen Erinnerungen an das Zauntorfeld neben dem Pfortengebäude oder an "Matrizen", Reststücke in der Metallverarbeitung, die beim Stanzen übrig bleiben.
Dieses Gedicht schrieb Sarah Udi in der dritten Januarwoche 1945, in Sömmerda. Es ist an der Innenwand des Gebäudes aufgebracht und durch das Käfighafte des Entwurfs hindurch gut lesbar. Das Abgetrenntsein des Gedichttextes hinter der Gitterstruktur macht Distanz physisch greifbar.
Erinnerungs- und Bildungsort:
Um eine weitere und tiefgreifendere Auseinandersetzung mit den Biografien zu ermöglichen, wurde Ziegelsteine aus Papier angedacht. (Kleine Schächtelchen aus Papier oder Pappe, in den genauen Abmaßen der Lücken in den metallenen Wänden.) Diese könnten temporär einzelnen Namen zugeordnet, in die zugehörige Lücke der Installation gesteckt und mit Recherchematerial, Gedanken oder Wünschen gefüllt werden. Auf dieser formalen Grundlage könnte eine pädagogische Bildungsarbeit, zu konkreten Zwangsarbeiterinnen der ehem. Rheinmetall-Borsig AG, entwickelt werden.